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„Glaubst ma nie“ – 2

Angefangen bei Thomas Bernhard, der im Café Bräunerhof saß als sich plötzlich ein Vogel ins Kaffeehaus verirrte und auf seiner Schulter landete, über Falco, der im Café Hummel ausgelassen feierte, bis hin zur Autorin Stefanie Sargnagel, die im Café Weidinger ihren Debütroman „Dicht“ verfasste — die Wiener Kaffeehäuser sind als Zufluchtsorte für KünstlerInnen und Intellektuelle international bekannt.

ZWISCHEN AFTERPARTY UND MORGENRITUAL

Doch es sind vor allem die alltäglichen Begebenheiten, die die Kaffeehäuser zu einem Hort von merkwürdigen Geschichten machen. So entstehen lustige Anekdoten, wenn die Kaffeehäuser frühmorgens ihre Türen öffnen und die Überlebenden der vergangenen Nacht, die noch nicht genug vom Feiern haben, auf jene Frühaufsteher treffen, die gestärkt von einer großen Tasse schwarzen Kaffee in den Tag starten wollen. Dabei kann es schon mal zu kleineren Reibereien und clashenden Gemütern kommen.

EINZIGARTIGE CHARAKTERE

Und dann sind da noch diese ganz speziellen Persönlichkeiten, schillernd, unverwechselbar und einmalig. Wie der Herr in seinen 60ern, der seit zwanzig Jahren täglich in sein Stammkaffeehaus geht und laut eigenen Angaben an einer bereits 1500 Seiten langen Biographie von Falco schreibt. Gerne holt er mit einer stolzen Miene ein Bild aus dem Portemonnaie hervor, das ihn und sein Idol nach einem Konzert in der Wiener Stadthalle zeigt und reicht es bereitwillig unter den anderen Gästen herum.

UNERWARTETE GÄSTE: DAS ZAHME FRETTCHEN, DAS CHAOS HINTERLIEß

Obwohl die Kaffeehaus-MitarbeiterInnen so einiges gewohnt sind, passieren immer wieder Momente, wo man dann doch kurz innehalten muss. So wie wenn ein Herr zum ersten Mal vorbeischaut und auf der Schulter ein waschechtes Frettchen trägt. Auf die skeptischen Blicke der Oberkellnerin hin meinte der Mann, das Tier sei zahm und tue keiner Seele was zu Leide. Als dann jedoch ein anderer Gast etwas lauter das Kaffeehaus betrat, schreckte das Tier zusammen und sprang über den Tresen direkt in die Küche. Es dauerte eine Stunde, bis es wieder eingefangen war — zersprungene Gläser, kaputte Teller drei ruinierte Torten inklusive. Der Halter des Frettchens hat sich zwar entschuldigt, aber war danach nie wieder gesehen.

WENN DAS LEBEN SELBST DIE FEDER FÜHRT

Das sind Geschichten, die das Leben im Kaffeehaus schreibt und die oft so skurril anmuten, dass man sie nur glauben kann, wenn man selbst in den Genuss der besonderen Atmosphäre eines Kaffeehauses gekommen ist. Am liebsten möchte man diese Geschichten mit einem Augenzwinkern weitererzählen, denn sie sind manchmal skurril, manchmal herzlich, aber auf jeden Fall unvergesslich.

„Glaubst ma nie“ – 1

Die Wiener Kaffeehäuser sind stille Zeugen zahlloser Geschichten, die sich im Laufe der Jahrzehnte in ihren vier Wänden abgespielt haben. Das Kaffeehaus wird von vielen WienerInnen als ein zweites Wohnzimmer wahrgenommen, als ein Ort der Vertrautheit und des Rückzugs, in dem die Sorgen des Alltags vergessen werden können. Christina Hummel, Inhaberin des Café Hummel in dritter Generation, erinnert sich an die Worte ihres Vaters: „Das Wiener Kaffeehaus ist wie ein Psychiater, der aber 365 Tage im Jahr offen hat.“ Und tatsächlich, im Kaffeehaus treffen sich Menschen unterschiedlicher Hintergründe und Generationen, und bei einem oder zwei großen Braunen ergibt sich so manche lustige Geschichte, die zum Alltag im Kaffeehaus dazugehört wie die Butter zum Semmerl.

CHARME DER VERGANGENHEIT

Grund dieser Geschichten, die unter den KellnerInnen und Stammgästen kursieren, sind oft TouristInnen oder junge Menschen, die vom Charme eines Kaffeehauses angezogen werden, denn die Kaffeehäuser bleiben ihrer geliebten Tradition treu — wer hier einen Flat White mit Erbsenmilch, einen Cold Brew oder einen Kaffee aus der Aeropress, bestellen möchte, ist im Café Hummel an der falschen Adresse.

FÜRSORGE UND SCHMÄH: AMÜSANTE SONDERWÜNSCHE

Im Kaffeehaus gilt aber auch ganz traditionell: Nur wenige Bestellungen kommen ohne kleine oder große Extrawünsche. Da hört man schon mal wie am Tisch nebenan ein Gast etwa ein Schnittlauchbrot ohne Schnittlauch bestellt, dafür aber mit Lachs, oder ein zuckerhaltiges Erfrischungsgetränk, obwohl der Kaffee nur mit Süßstoff gesüßt sein darf. Ein Schmunzeln macht sich breit, auch wenn die unterschiedlichen Vorlieben und Eigenheiten der Stammgäste im Wiener Kaffeehaus immer auf Gehör treffen und dort mit der nötigen Portion Fürsorge und Schmäh aufgenommen werden. Auch wenn sich ein Gast alle Kaffeesorten auf der Speisekarte erklären lässt, nur um schlussendlich einen Tee zu bestellen.

DAS ZEITUNGSABO

Eine besonders herzliche Geschichte, die gern unter Stammgästen erzählt wird, ist die der älteren Dame aus dem gleichen Haus, welche ein besonderes Talent dafür hatte, jeden Morgen eine der Tageszeitungen ihres ansäßigen Kaffeehauses zu stibitzen. Der Ehemann der Anrainerin entschloss sich dann schließlich dazu, dem Café ein neues Zeitungsabo zu bestellen, um seiner Gattin die Freude des Stibitzens nicht zu nehmen. Viele der Zeitungen, mitsamt einer Sammlung von Aschenbechern, Gläsern und Salzstreuern, fand man später in dem Kellerabteil der Anrainerin wieder: Tatsächlich war alles im Haus geblieben und bleibt allen, durch diese Geschichte, auch noch viele Generationen in Erinnerung.

SKURRILE ANEKDOTEN UND PROMI-ESKAPADEN

Die Wiener Kaffeehäuser sind mehr als einfache gastronomische Einrichtungen, denn in ihnen werden nicht nur Kaffee und Mehlspeisen serviert, sondern auch Geschichten gewoben, die im Gedächtnis bleiben und bei denen man am liebsten dabei gewesen wäre. Doch wie bei vielen dieser Geschichten gilt: „Was im Kaffeehaus passiert, bleibt auch im Kaffeehaus.”

Neu in Wien: Tradition trifft frisches Konzept.

Mit seiner langjährigen Tradition, die es weltbekannt gemacht hat, ist das Wiener Kaffeehaus ein Ort des stetigen Wandels, der immer wieder neue Facetten annimmt. Als Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser freuen wir uns, im Rahmen unserer Serie „Neu in Wien“ Kaffeehäuser vorzustellen, die frischen Wind in die Kaffeehauslandschaft Wiens bringen und mit innovativen Ideen beeindrucken: Die jungen GastronomInnen haben eine „Mélange” aus traditionellem Kaffeehaus und neuen spannenden Konzepten verwirklicht.

JŌMON

Das JŌMON im sechsten Bezirk besticht seit 2022 durch seinen Concept-Mix aus Kaffeehaus, Kunstgalerie und Design-Shop, was es zu einem besonderen Erlebnis für Kaffee- und Kunstliebhaber macht. Neben den ausgestellten Kunstwerken, alle von lokalen KünstlerInnen, steht auch stylische Tableware zum Verkauf. Der kleine Gastgarten vor dem Lokal lädt dazu ein, bei schönem Wetter draußen zu sitzen. Die Speisekarte umfasst eine Auswahl an Sandwiches und kleineren Speisen, die perfekt für einen Snack zwischendurch sind. Hervorzuheben ist die große Auswahl an Croissants mit saftigen Toppings wie Pistazie, Mandel oder weißer Schokolade, die immer frisch zubereitet werden und beim Genießen noch leicht warm sind. Kaffee stammt von der Rösterei Alt Wien und kann neben Kuhmilch mit einer großen Auswahl an Pflanzenmilch genossen werden.

SOUS BOIS CAFÉ

Das farbenfrohe kleine Papiergeschäft sous-bois am Augustinplatz serviert seit 2019 eine Tür weiter charmanten Kaffee mit französisch-orientalischem Flair. Neben einer Auswahl an Snacks wie französischen Baguettes und einer großen Auswahl an Käse aus Frankreich und orientalischem Sarma, bietet das sous-bois Café auch eine vielfältige Frühstückskarte an und lädt mit einem kleinen Schanigarten an der lebhaften Neustiftgasse zum Verweilen ein. Dekoriert mit einigen Fotografien an der Wand, die es im sous-bois käuflich zu erwerben gibt, versprüht das Café damit einen besonderen Sinn für Kunst und Ästhetik. Kaffeeliebhaber werden hier nicht nur mit den Klassikern verwöhnt — Geheimtipp auf der Speisekarte ist das Café bzw. der Capuccino Gourmand, denn damit bekommt man zur Tasse heißen Kaffee eine Auswahl an drei verschiedenen süßen Leckereien dazu. An Mehlspeisen werden hier vor allem französische Delikatessen wie Macarons oder französisches Joghurt mit Crème de Marrons angeboten.

BARISTA CATS

Im Mai 2023 eröffnet, ist das Barista Cats das erste soziale Katzencafé in Wien. Hier kann man nicht nur in gemütlichem Ambiente Kaffee trinken und ein paar Speisen aus regionalen Produkten verkosten, sondern auch bis zu sechs Katzen mit Streicheleinheiten verwöhnen oder ihnen einfach beim Spielen zusehen. Mit der Bestellung eines „Catuccino“, „Linzer Katzen“ oder eines „Apfelschnurrdl“ streckt sich das Gesamtkonzept bis in die Speisekarte. Mit einem Schanigarten ausgestattet bietet sich das Barista Cats allerdings auch bestens für gemütliche Drinks mit Freunden an der frischen Luft an. Das Konzept beruht auf Tierliebe — das Barista Cats macht seine Gäste auf Katzen in Not aufmerksam, die ein neues Zuhause suchen. Außerdem werden 0,20€ pro Getränk an soziale Einrichtungen für Tiere gespendet!

Neu in Wien: Frische Impulse der specialty coffee Szene.

Die traditionelle Wiener Kaffeehausszene hat mittlerweile definitiv Einflüsse aus der Third Wave bzw. der Specialty Coffee-Bewegung erhalten, was zu einer faszinierenden Symbiose führt und stets neue Entdeckungen verspricht. In unserer Serie „Neu in Wien” präsentieren wir als Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser die neuesten Hotspots der Specialty-Coffee Szene und stellen aufregende Neuzugänge vor, die KaffeeliebhaberInnen begeistern werden. Hier werden nicht nur hochwertige Kaffeebohnen und präzise Brühmethoden geboten, sondern auch verlockende Snacks und köstliche Mehlspeisen.

THE GOOD COFFEE SOCIETY

1020 Seit 2021 verwöhnt The Good Coffee Society Kaffeeconnaisseure in der Stumpergasse und seit kurzem kann man auch am Ilgplatz in den Genuss von gutem Spezialitätenkaffee kommen. Wer gerne auf Entdeckungsreise geht, ist hier richtig, denn es werden immer wieder neue Kaffeesorten von verschiedenen Röstereien vorgestellt und damit neue Geschmacksprofile und Aromen erkundigt. Kaffee wird hier ernst genommen: Neben einem breiten Angebot an V60-Filterkaffee kann man auch in den Genuss von Cortados und Affogatos kommen und Zubehör für die fast genauso gelungene Kaffeezubereitung Zuhause mitnehmen. Mag man im Schanigarten gemütlich Kaffee trinken und dabei eine Auswahl an frischen Snacks probieren, ist das ebenfalls möglich — The Good Coffee Society bietet sich auch hervorragend als Brunch-Spot an, mit einer kleinen Auswahl von frischem belegten Sauerteigbrot oder Shakshuka.

GOLDENER PAPAGEI

Morgens Speciality Café, abends ein Mix aus Aperitivo und Naturweinbar — das Konzept des 2022 eröffneten Goldenen Papagei, der äußerst günstig in einem stylischen Grätzel des zweiten Wiener Gemeindebezirks liegt, begeistert durch seinen Fokus auf nachhaltige und regionale Zutaten. Die Kaffeebohnen kommen direkt vom Bauern und die Milch wird vom regionalen Familienbetrieb Hiegesberger bezogen. Mit einem großzügigen Innenraum und einem geräumigen Gastgarten bietet der Goldene Papagei ausreichend Platz, um auch in größerer Runde gemütlich zusammenzusitzen. Die zahlreichen Grünpflanzen, die sich in die moderne Innenausstattung wunderbar einfügen, lassen sich im Café erwerben — genauso wie eigener Gin und Tonic. Ob für einen Kaffee am Morgen, ein Glas regionalen Naturwein am Abend oder einen entspannten Brunch, im Goldenen Papagei verbinden sich Kaffeehaus- und Aperitivo-Kultur.

CAFÉ DÉLICE

Das kleine Café Délice in der Skodagasse ist ein mit viel Liebe gestalteter, einladender Ort, der zum Wohlfühlen einlädt. Besonders bekannt für seine frischen Pistazien-Croissants, die mit einer köstlichen Creme aus persischen Pistazien gefüllt sind, kann man sich auch durch eine Auswahl verschieden gefüllter Bagels von 1683 – Handmade Bagels & Farm Coffee probieren. Zudem gibt es Spezialitäten wie den Safran-Rosenwasser-Kuchen oder den Blaubeer-Blondie, natürlich alles selbst gebacken. Die drei hauseigenen Kaffeemischungen stammen von der Rösterei High Mountain Coffee and Tea Company aus Niederösterreich, womit das Café Délice Wert auf regionale Partnerschaften legt.

Neu in Wien: Die frischesten Kaffeehäuser der Stadt.

Bei all der Tradition, die das Wiener Kaffeehaus weltberühmt macht, gewinnt diese Institution immer wieder völlig neue Facetten. Als Fachgruppe Wien der Kaffeehäuser freuen wir uns dabei ganz besonders über die ambitionierten Pläne junger und junggebliebener Gastronom:innen, die sich den Traum vom eigenen Kaffeehaus erfüllen – oder das klassische Bild um neue Ideen erweitern. In unserer Reihe “Neu in Wien” beleuchten wir deshalb die aktuellsten Entwicklungen in Sachen Kaffee und Gastfreundschaft – Mehlspeisen natürlich inklusive.

BOUTIQUE CAFÉ ANNABELLE: CREAMY NITRO OAT MILK COLD BREW

Mit dem Boutique Café Annabelle hat die Wiener Herrengasse seit Oktober 2022 eine edle, stilvolle und vor allem feminine neue Facette erhalten. Im Palais Wilczek wurde von der ehemaligen Immobilien-Entwicklerin Bettina Eder ein Kaffeehaus ins Leben gerufen, das sich durch viel Pastell, Gold und Pink bewusst vom üblichen Kaffeehaus-Typus absetzen möchte – und dabei mehr als erfolgreich ist. An 20 gemütlichen Sitzplätzen kann man Bio Kaffee aus Honduras und vegane Spezialitäten aus der Tina RAW Patisserie und der Marischka Konditorei genießen. Und natürlich den Creamy Nitro Oat Mik Cold Brew, extra cremig dank Stickstoff-Infusion. Wer es beim Kaffeetrinken gerne besonders ruhig – oder ganz privat – hat, kann sich auch das Separee reservieren bzw. für kleinere Veranstaltungen mieten.

RAUM COFFEE: HANDWERKSRAUM FÜR BARISTA-KUNST

Seit Dezember 2022 hat sich im Gebäude der alten WU ein Pop Up Café etabliert, das sich eigentlich nicht als Café verstanden wissen will: Das Raum Coffee. Die Betreiber sehen ihr Lokal eher als Raum für Möglichkeiten, für Austausch und Kreativität. Das Ambiente wurde dabei bewusst schlicht gehalten und durch das Upcycling von gebrauchten WU-Möbeln sehr ressourcenschonend umgesetzt – gleichzeitig jedoch durch flächiges Lila einladend und frisch gestaltet. Wer jetzt Lust auf eine Tasse Barista-Perfektion bekommt, sollte noch zweierlei beachten: Bring your own cup und bitte cash only.

DAS GREY KAFFEE: CORNETTI AUS SIZILIEN, KUCHEN AUS DEM WALDVIERTEL

Der frischeste Neuankömmling in der Wiener Kaffeehaus-Szene heißt Grey Kaffee und kann in der Kalvarienberggasse 32 in Hernals gefunden werden. Wo früher ein Wollgeschäft war, gibt es heute Kaffee aus hauseigener Kaffeemischung und ein ausgewähltes Angebot an Süßspeisen. In den Kaffee kommt Bio Heumilch aus dem Zillertal – und natürlich jede Menge Barista Know-How

Frühlingserwachen in den Schanigärten 2023

Nach einer längeren Pause war es dieses Jahr wieder soweit, die Schanigartensaison wurde gemeinsam mit Bürgermeister Michael Ludwig, Wirtschaftskammer Wien Präsident Walter Ruck und Fachgruppenobmann der Wiener Kaffeehäuser Wolfgang Binder eingeläutet.

Im untenstehenden Kurzfilm finden Sie ein paar Impressionen des diesjährigen Frühlingserwachen.

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Kabaret bis Karambol: So vielseitig ist das Wiener Kaffeehaus

Wer denkt, im Wiener Kaffeehaus treffe man sich bloß zu Kaffee und Kuchen, der hat weit gefehlt. Schließlich gilt die Wiener Institution vielen Interessengemeinschaften seit Generationen als zweites Wohnzimmer und verlängertes Spielzimmer: Philosophische Diskussionsrunden, Kartentourniere oder Münztauschen – zwischen Mokka und Apfelstrudel werden unterschiedlichste Leidenschaften praktiziert, nein, zelebriert!

Denken im Diskurs: Philosophie im Kaffeehaus

Nicht nur für Literaten war das Wiener Kaffeehaus erste Anlaufstelle, um sich zu inspirieren und auszutauschen – auch einige der bekanntesten Philosophen zählten hier zum Stammklientel: Neben Ludwig Wittgenstein sollen Berühmtheiten wie Theodor W. Adorno und Martin Buber regelmäßig im Wiener Kaffeehaus anzutreffen gewesen sein. Heutzutage spielen große Gedanken und philosophische Diskurse immer noch eine wichtige Rolle in der Wiener Gastroszene, so findet sich beispielsweise im Cafe Prückel regelmäßig
der Club der logischen Denker ein, um Ideen, Theorien und Traktate zu diskutieren. Ähnlich tiefsinnig wird es regelmäßig im Cafe Korb beim 1. Wiener Philosophen-Cafe und im Cafe Schopenhauer.

Lachen, bis man weint: Kleinkunst im Kaffeehaus

Wer sich gerne von Comedy und StandUp, von Kabarett und Kleinkunst den Tag versüßen lassen will, auch der ist natürlich im Wiener Kaffeehaus gut aufgehoben und herzlich willkommen. Mit scharfer Zunge und geschliffenen Pointen teilen sich Künstler unterschiedlichster Ausprägungen die Bühne und bilden dadurch eine unvergessliche Melange. Eine gute Adresse für Kleinkunstliebhaber ist zum Beispiel die Souterainbühne im Café Prückel, aber auch im Café Benno wird es regelmäßig lustig. Fürs kleinere Publikum hat das Cafe Schopenhauer regelmäßig Figurentheater und Mitmachkonzerte im kulturellen Angebot.

Kegeln, Karteln, Karambol: Sport im Kaffeehaus

Dass sich Sportsgeist und Gemütlichkeit nicht gegenseitig ausschließen müssen, beweist das Wiener Kaffeehaus wie kaum ein zweiter Ort: Dort trifft man sich zum Kräftemessen und Punkteschreiben, sei es beim gediegenen Tarock-Turnier, beim ruhigen Kugel-Schieben auf der Kegelbahn oder einer Runde Billard auf Wienerisch, besser bekannt als Karambol. Beliebte Austragungsorte für freundschaftliche Wettkämpfe sind das Café Weidinger (Kegeln, Karteln und Billard), das Cafe Schopenhauer (Tarock, Bridge und Schach) und das Cafe Sperl (Carambol, Kartentische und Schach).

Auswärtsmatch mit Heimvorteil

Die meisten Wettbewerbe im Kaffeehaus haben natürlich eins gemeinsam: die wohlige Atmosphäre, in der man sich wie zu Hause fühlen kann. Deswegen kommen viele altgediente Spieler oft schon seit Jahrzehnten in ihre Stammlokale, um sich dort mit Freunden und Kontrahenten ein richtig gutes Match zu liefern. Und wenn die letzte Karte des Tages gespielt wurde, die letzte Kugel gestoßen und der letzte König schachmatt gesetzt ist, dann kann man aufeinander anstoßen oder in Ruhe Zeitung lesen – genau so, wie man es am liebsten mag.

Das Wiener Kaffeehaus: Buchstäblich ein Literatur-Hot-Spot.

Aus der literarischen Perspektive ist das Kaffeehaus sicher einer der spannendsten Schauplätze der vergangenen zweihundert Jahre. Thomas Bernhard konnte man hier treffen, Elfriede Jelinek, Friederike Mayröcker und Stefan Zweig – aber auch Robert Menasse ist bekannt dafür, im Kaffeehaus ein zweites Wohnzimmer und literarisches Schreibzimmer gefunden zu haben.

Hier wird gelesen und geschrieben, diskutiert und applaudiert – vor allem aber kann man sich zwischen Tageszeitungen, Einspännern und Karambol besonders gut inspirieren lassen. Dabei muss man gar nicht zwangsweise selbst die Feder schwingen: Bei vielseitigen literarischen Veranstaltungen kann man sich im Wiener Kaffeehaus vorzüglich dem Genuss zeitgenössischer Literatur hingeben.

Autor:innenlesungen– Text trifft Publikum

Viele Autor:innen, Kollektive und Klubs touren in der Literaturszene von Café zu Café, um ihre Lesungen zu veranstalten. Große und kleine Schriftsteller:innen treffen hier aufeinander und finden so intellektuellen Austausch unter Gleichgesinnten. Dadurch schaffen die Wiener Kaffeehäuser eine unverzichtbare Bühne für Texte unterschiedlichster Literaturgattungen, die im regulären Literaturbetrieb ansonsten vielleicht ungelesen bleiben würden.

Typische Anlaufstellen für literarische Veranstaltungen sind beispielsweise das Café Museum mit seinen “Literatur-Stunden”, aber auch im Extrazimmer des Café Frauenhuber kann man Lesungen und Buchpräsentationen in ausgesprochen entspannter Atmosphäre genießen.

Kaffee und (Ta)torte – Kriminacht im Kaffeehaus

Wem der Espresso den Puls nicht hoch genug treibt, der kann sich bei der jährlich stattfindenden Kriminacht so richtig unter Hochspannung versetzen lassen. Literatur läuft hier unter dem Motto “Mord und Totschlag“ und bietet an unterschiedlichsten Locations mitreißende Lesungen von bekannten Autor:innen, die ihre Kriminalfälle vor Publikum zum Leben erwecken. Wer sich also gerne gruselt, wer gerne Detektiv spielt, wer sich gerne den Kopf über den wahren Mörder zerbrechen mag, für den ist die Wiener Kriminacht ein absoluter Pflichttermin. In mehr als 30 Cafés und an ausgewählten Zusatzlocations (vergangenes Jahr zum Beispiel die Aufbahrungshalle am Zentralfriedhof) kommen Krimi- und Horror-Fans so richtig auf ihre Kosten.

Apropos Kosten: Kosten tut die Krimi-Nacht übrigens gar nichts – Eintritt frei! Nur reservieren sollte man beim gewünschten Termin, der Andrang ist nämlich immer groß.

Miteinander gegeneinander: Wiener Poetry Slams

Kein Mord und Totschlag , aber doch einiges an kompetitiver Wettbewerbsstimmung kommt bei den Poetry Slams auf – einer ganz besonderen literarischen Veranstaltungsform, die immer beliebter wird. Slammer und Slammerinnen tragen hier textliche Eigenkreationen vor – und müssen sich neben anderen Regeln an einen strengen Zeitrahmen halten. Die
Darbietungen werden dabei von einer Jury oder dem Publikum bewertet und nach Gefallen und Besser-Gefallen gereiht. Veranstaltungen wie diese stechen besonders mit ihren performativen Elementen heraus, was den Zuschauer*innen eine Mischung von Literatur und Entertainment liefert. Beliebte Spielstätte für Poetry und Slams ist unter anderem das Kulturcafe 7Stern im Achten.

Richtig erlesen: Literatur im Wiener Kaffeehaus

Ob Inspirationsort, Schreibzimmer oder Performance-Bühne: Kaum ein Ort ist in Wien so eng mit Literatur verbunden wie das Kaffeehaus. Natürlich kann man gute Texte und große Gedanken auch an vielen anderen Locations genießen, aber unserer Meinung nach wohl nirgends so gemütlich und gut versorgt wie zwischen Kaffee, Mehlspeise und weißem Spritzer. Und vieles davon sogar bei freiem Eintritt. Auch das ein guter Grund, warum viele der Kaffeehausliteraten ausgerechnet dort ein zweites Zuhause gefunden haben.

Live-Musik im Kaffeehaus: Sound on für die Wiener Melange

Seitdem 1685 das erste Kaffeehaus in Wien seine Pforten geöffnet hat, steht diese Institution wie kaum ein anderer Ort für das bunte Treiben der Künstler, Gelehrten und Musiker ihrer Zeit. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert, bloß, dass es jetzt nahezu überall W-Lan gibt. Aber Künstler, Denker und Musiker trifft man immer noch hinter Tageszeitungen und Kaffeetassen – und Live-Musik zählt ebenfalls zum regulären Angebot vieler etablierter Kaffeehäuser in Wien. Worauf man sich als Kaffee- und Klang-Feinschmecker freuen darf, ist dabei stets so facettenreich wie die Auswahl an Mehlspeisen und Kaffee-Spezialitäten selbst.

Klassik trifft Kaffeehaus

Beginnen wir ganz klassisch: Wer sich tief in die Wiener Seele hineinhören mag, dem gelingt das am besten bei klassischen Klavier- und Streicherklängen. Neben dem Cafe Central bietet auch der Tunnel Wien immer wieder klassische Konzerte an, bei denen man sich Strauß und Mozart ganz nah fühlen kann. Schließlich zählten auch sie zum Stammklientel in Wiener Kaffeehäusern, nicht nur, um dort zu arbeiten, sondern auch, um sich im kleinen Rahmen erste Reaktionen auf ihre Neuschöpfungen einzuholen.

Schmäh und Schlagobers: Wienerlieder Live

Wer zur Melodie gerne noch lustige Anekdoten und findige Pointen genießt, dem sei eine der vielen Wienerlied-Vorstellungen im Wiener Kaffeehaus ans Herz gelegt. Das Wienerlied erzählt mit seinen harmonischen Klängen meistens über die Begebenheiten und Gewohnheiten des gesellschaftlichen Lebens in Wien, manches aus der Vergangenheit, manches aus der
Gegenwart – vieles davon zeitlos und hochkarätig. Vorgetragen wird besonders gerne im Wiener Dialekt, was beim Publikum unterschiedlichster Altersgruppen auf offene und sehr zufriedene Ohren trifft. Neben anderen bietet auch das Cafe Schopenhauer regelmäßig Live-Vorstellungen mit Wienerliedern an.

Rock und Café – Stilbruch vom Feinsten

Wilder und rebellischer wird es mit Gitarrenriffs und Drum-Soli der Extraklasse: Einige Wiener Kaffeehäuser – wie beispielsweise das Cafe Stadtbahn im 18. Bezirk – bieten neben klassischer Kaffeehausatmosphäre auch ganz moderne Rock n’ Roll Klänge an. Das Spektrum reicht dabei von Indie und Garage Rock bis hin zu Psychedelic Crossover und Punk. Auch für solche außergewöhnlichen Geschmackserlebnisse bieten die Wiener Kaffeehäuser eine perfekte Bühne – das hätten sich Strauß und Mozart wohl niemals träumen lassen.

Independent und Unplugged: Indie gibt den Ton an

Auch ohne großes Label entsteht großartige Musik. Das beweisen jede Woche Indie Bands und Singer Songwriter, wenn sie auf den Bühnen der Wiener Kaffeehäuser ihre tiefen Wahrheiten über das Leben und die Welt besingen. Auch hier wird rebelliert, meist aber etwas gediegener als beim Rock n’ Roll. Beim Indie Folk zum Beispiel, einer modernen Variation des klassischen Folk Genres, was besonders beim jungen Publikum immer beliebter wird. Das kann man gut im Café 7Stern beobachten, wo regelmäßig Indie-Highlights auf die Bühne gebracht werden.

Smooth Jazz in der Tasse

Zum Abschluss unserer Rundreise soll es wieder etwas ruhiger werden: Mit inspirierenden Jazz-Klängen, von smooth bis experimental, laden einige Wiener Kaffeehäuser dazu ein, die Augen zu schließen und zum Takt zu wippen. Auch der Blues und der Swing, gewissermaßen die Geschwister des klassischen Jazz, finden regelmäßig die große Bühne in Wien. Der Tunnel zählt dabei zu den bekanntesten Adressen für diese Liebhaber-Genres, aber auch das 7Stern hat immer wieder Jazz und Co. im Programm.

Das Kaffeehaus – Die Vielfalt im Musikgenuss

Zusammenfassend kann man sagen: Wem ein großer Brauner an Kulturgenuss
nicht genug ist, bekommt in Wiens Kaffeehäusern noch jede Menge
musikalisches Programm geboten. Die Vielfalt der unterschiedlichen
Musikrichtungen und Acts deckt nahezu alles ab, wonach es das Publikum
verlangt: Von Rock bis Jazz, von Klassik bis Wienerlied.

ZEIT FÜR AROMA-KREATIONEN

 

Köstliche Kaffee-Kompositionen mit Sirup für die kalte Jahreszeit

Es liegt im Trend, seinem Kaffee eine besondere Geschmacksnote zu verleihen. Dazu eignen sich die vielfältigen Sirup-Aromen, die es in unendlich vielen Geschmacksvarianten gibt.
Grundsätzlich gilt: Wenn Sie einen Kaffee mit Sirup verfeinern, können Sie auf zusätzlichen Zucker verzichten. Der Sirup ersetzt gleichzeitig den Zuckerbedarf im Kaffee.
Für jede Laune den perfekten Geschmack – komponieren Sie sich Ihren Genuss.

Zwei Vorschläge für Sie:

  1. Latte Macchiato mit Sirup
    1 Tasse Espresso 150 ml warme und aufgeschäumte Vollmilch 30 ml Sirup (nach Geschmack)
    Geben Sie den Sirup in ein Latte Macchiato-Glas und gießen Sie die warme und aufgeschäumte Milch dazu. Den Espresso dazugeben und nicht mehr umrühren.
  2. Cappuccino mit Sirup
    1 Tasse Espresso 75 ml warme Milch 75 ml aufgeschäumte warme Milch 10 ml Sirup (nach Geschmack)
    Füllen Sie den Espresso und den Sirup in eine vorgewärmte Cappuccino-Tasse und rühren Sie beides gut um. Gießen Sie nun die warme Milch dazu und setzen Sie den Milchschaum als Haube oben auf.

Aroma Kreationen